Ein neuer Blick auf das BEM – strukturiert, menschlich und wirksam

Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) stellt viele betrieblich Verantwortliche vor große Herausforderungen. Es ist rechtlich verbindlich, organisatorisch komplex und zugleich menschlich sensibel. Gerade in Fällen mit psychischen Erkrankungen oder langwierigen Arbeitsunfähigkeiten entsteht schnell Unsicherheit: Wie lassen sich die Interessen der Betroffenen wahren und gleichzeitig betriebliche Anforderungen berücksichtigen?

Das Arbeitsfähigkeitscoaching® ist ein Ansatz, der diesen Spannungsfeldern mit einem strukturierten und zugleich individuellen Vorgehen begegnet.

Struktur für einen sensiblen Prozess

Das Arbeitsfähigkeitscoaching (AFCoaching) ist ein vom IAF Institut für Arbeitsfähigkeit entwickeltes Handlungskonzept zur systematischen Gestaltung des BEM-Prozesses. Im Zentrum steht eine siebenstufige Struktur, die es den Beteiligten ermöglicht, den Verlauf von der ersten Kontaktaufnahme bis hin zum Abschluss- und Nachhaltigkeitsgespräch nachvollziehbar und rechtssicher zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um Formalitäten, sondern um das gemeinsame Ziel, die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit betroffener Personen wiederherzustellen, zu erhalten oder zu fördern.

Der strukturierte Prozess bietet Orientierung – sowohl für die Durchführenden als auch für die BEM-Berechtigten.

Orientierung am "Haus der Arbeitsfähigkeit"

Ein zentrales Element des AFCoachings ist die Arbeit mit dem "Haus der Arbeitsfähigkeit" nach Ilmarinen. Dieses Modell ermöglicht eine umfassende Analyse verschiedener Einflussfaktoren auf die Arbeitsfähigkeit. Gemeinsam mit den Betroffenen werden Ressourcen und Belastungen in den Bereichen Gesundheit, Kompetenz, Werte, Motivation, Arbeitsbedingungen und soziale Einbindung systematisch betrachtet. Daraus lassen sich fundierte Maßnahmen entwickeln, die sowohl individuelle als auch betriebliche Handlungsmöglichkeiten in den Blick nehmen.

Haltung, nicht nur Methode

Das AFCoaching ist weit mehr als ein Gesprächsleitfaden oder eine Checkliste. Es beruht auf einer professionellen Haltung, die wertsichernd und ressourcenorientiert ist. Freiwilligkeit, Vertraulichkeit, Beteiligung und Gleichbehandlung sind grundlegende Prinzipien des Vorgehens.

Arbeitsfähigkeitscoaches verstehen sich als Prozessbegleiter*innen, die Gespräche professionell moderieren, Vertraulichkeit wahren und gleichzeitig dafür sorgen, dass tragfähige Vereinbarungen entstehen. Die eigene Haltung, Kommunikationskompetenz und Rollenklarheit werden deshalb ebenso geschult wie rechtliche und organisatorische Kenntnisse.

Wer profitiert vom AFCoaching?

Die Qualifizierung zum Arbeitsfähigkeitscoach richtet sich an alle, die in der Praxis mit BEM betraut sind oder zukünftig Verantwortung übernehmen wollen. Dazu zählen Personalverantwortliche ebenso wie Schwerbehindertenvertretungen, Betriebs- und Personalräte, Führungskräfte, Sozialberater*innen oder freiberuflich Tätige aus Coaching, Arbeitsrecht oder Mediation.

Eine bestimmte berufliche Vorbildung ist nicht zwingend erforderlich. Entscheidend ist die Bereitschaft, sich mit der eigenen Rolle auseinanderzusetzen, professionell Gespräche zu führen und BEM nicht nur als Verpflichtung, sondern als Gestaltungschance zu begreifen.

Warum Arbeitsfähigkeitscoaching® heute wichtiger denn je ist

Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und der Anstieg psychischer Belastungen führen dazu, dass die nachhaltige Sicherung von Arbeitsfähigkeit für Unternehmen immer bedeutender wird. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an ein professionell gestaltetes BEM. Die bloße Existenz eines BEM-Angebots reicht längst nicht mehr aus – entscheidend ist, wie es umgesetzt wird.

Das AFCoaching liefert dafür einen vielfach erprobten, strukturierten und wissenschaftlich fundierten Rahmen. Es verbindet rechtliche Sicherheit mit menschlicher Orientierung und schafft Raum für echte Entwicklung – auf Seiten der Betroffenen ebenso wie der Durchführenden.