Ich bin begeistert und überzeugt von dem Projekt BEMpsy. Kompetente Fachleute die sich zum Wohle sowohl betroffener Beschäftigter als auch Unterstützung suchenden Arbeitgebenden vernetzen, online Neues schaffen und Übersicht in dem Thema geben. Arbeitsfähigkeit aktuell und ganzheitlich betrachtet. Das Institut leistet wichtige und notwendige Arbeit!
INQA Jahres-WAI-Konferenz und 5. Wirtschaftskonferenz am 24.05.2022
Am zweiten Tag der Konferenz referierte Gottfried Richenhagen (Institut für Public Management, FOM Hochschule für Oekonomie und Management GmbH in Essen) zu den „Herausforderungen für Kleinst- und Kleinbetriebe in und nach der Pandemie – Instrumente zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit“. Er schilderte zunächst die Zukunft der Arbeit nach der Coronapandemie (Stichwort „New Work“) und rückte dabei die „Präsenzkultur mit Homeoffice-Kern“ in den Fokus. Gemäß seiner Aussage wird in Deutschland die Präsenzkultur den Trend zum Homeoffice in den Schatten stellen, obwohl das Potenzial für Homeoffice als größer eingeschätzt wird. Dabei gibt es deutliche Unterschiede in Abhängigkeit der Unternehmensgrößen: Kleine Unternehmen ermöglichen in der Tendenz weniger Homeoffice als große. Um im Bereich der zunehmenden Digitalisierung weiterzukommen, sollten vor allem personale und sozial-kommunikative Kompetenzen wie Eigenverantwortung, Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und Offenheit für Veränderungen gefördert werden.
Danach hielt Anja Liebrich (Institut für Arbeitsfähigkeit, FOM Hochschule für Ökonomie und Management GmbH in Nürnberg) den Vortrag „Wie der Einstieg in ein Arbeitsleben remote für junge Menschen gelingen kann“. Ausgehend von einem „Onboarding-Prozess“, welcher mehrere Monate vom Preboarding bis zur Stabilisierungs- und Akzeptanzphase geht, berichtete Anja Liebrich wie bedeutend eine gute organisationale Sozialisation ist, um ein affektives Commitment und schließlich eine gute Arbeitsfähigkeit zu erreichen. Hierbei muss ein besonderes Augenmerk auf die Kommunikation und Medienwahl gelegt werden. Digitales Onboarding erfordert insbesondere die Schaffung neuer Strukturen und mehr Zeit für Informelles.
Zum Thema „Rehabilitation zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit in Augenhöhe mit der Pandemie und dem Menschen“ erklärte Martin Skoumal (Pensionsversicherungsanstalt Österreich), dass die Forderung nach Long-Covid-Zentren nicht zielführend sind, da die Auswirkungen einer Covid-Erkrankung viel zu komplex und unterschiedlich sind. Vielmehr muss auf den einzelnen Menschen eingegangen und seine individuelle Beeinträchtigung im Kontext der Teilhabe am sozialen bzw. beruflichen Leben betrachtet werden. Von daher sind konkrete Rehaziele und die Berücksichtigung der Besonderheiten der konkreten Arbeitssituation für die Teilhabe zwingend notwendig. In Österreich wurde hierfür das Programm RehaJET® entwickelt und damit gleichzeitig die Möglichkeit einer Telerehabilitation.
Nach der Mittagspause ging es weiter mit dem Vortrag von Stefan Grasser (Psychosoziale Zentren gGmbH, Institut zur beruflichen Integration Wien): „NEBA-Netzwerk – was Arbeitsassistenz für psychisch oder körperlich belastete Menschen leisten kann, und wie junge Menschen mit Job-Coaching begleitet werden können.“ Stefan Grasser plädierte für ein TUN der Betriebe. Mit dem HILFE-Konzept ist dies bspw. für Führungskräfte möglich. HILFE steht für Hinsehen, Initiative ergreifen, Leitungsfunktion wahrnehmen, Fördern & Fordern, Expert*innen hinzuziehen. Das NEBA-Netzwerk bietet für Letzteres eine geeignete Plattform.
Zum Thema „Betriebliches Eingliederungsmanagement für psychiatrisch kranke Menschen – digital machen“ hielt Marianne Giesert (Institut für Arbeitsfähigkeit) ihren Vortrag. Sie berichtete vom Projekt BEMpsy www.bempsy.de, welches durch einen partizipativen Ansatz in sogenannten Lern- und Experimentierräumen digitale Tools entwickelt, um das Betriebiche Eingliederungsmanagement zu professionalisieren, unter dem speziellen Aspekt der psychischen Beeinträchtigung. Dabei stehen drei Zielgruppen im Vordergrund: An erster Stelle stehen Beschäftigte bzw. Betroffene und Menschen mit einer Schwerbehinderung. Außerdem sind Unternehmen/Organisationen sowie Netzwerke Zielgruppe des Projekts.
Bevor es zu den Schlussworten kam, hielt Katharina Neuhofer (AMS Vorarlberg) den letzten Vortrag über die „Brücken für junge Menschen ins Arbeitsleben“. Mit Blick auf Österreich zeigen sich dabei zwei Probleme: Lehrlinge finden keinen Lehrplatz, Lehrbetriebe finden keine Lehrlinge. Maßnahmen müssen u.a. die Attraktivität der Lehrberufe steigern, mehr Berufsorientierung bieten, Zielgruppen besser ansprechen, das Gehaltsgefüge attraktiver machen. Im zweiten Teil des Vortrags rückten Jungakademiker*innen ins Zentrum. Auch dieser Zielgruppe muss für einen passenden Einstieg ins Berufsleben bspw. mit Praktika und Beratung der Weg erleichtert werden.
Ein interessantes und spannendes Forum mit einem exklusiven Ambiente, hervorragenden Expert*innen sowie tollen und bereichernden Teilnehmenden ging zu Ende.
Wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei Allen bedanken, die mit dabei waren und freuen uns auf unsere nächste INQA WAI-Netzwerk-Konferenz vom 19. - 20. Oktober 2023 in Berlin in Kooperation mit der Arbeitsfähigkeiterhalten KG in Wien.